Moin zusammen,
sobald man mit dem Fahrrad oder Auto durch das Chautauqua County fährt und seinen Blick abseits des Straßenrandes etwas schweifen lässt, fällt einem direkt auf, dass ungefähr jedes zweite Feld voll mit Weinreben ist. Wenn man nun auch noch auf dem Campus der SUNY Fredonia ein wenig auf die Wiesen schaut, wird einem schnell klar, dass es hier neben den Weinreben genau eine weitere Sache in schier unendlicher Zahl gibt: Eichhörnchen. Es vergeht kein einziger Tag, an dem nicht einer der kleinen Racker entweder vor mir über die Straße läuft oder neben mir auf den nächsten Baum klettert. Was bei uns in Deutschland eher eine positive Überraschung ist, wenn man es im eigenen Garten sichtet, wird hier schnell zum Alltagsgast.
Die Inhalte, mit denen wir uns täglich in der Uni beschäftigen, haben in dieser Woche teilweise eine sehr dunklen Hintergrund. Wie bereits erwähnt befassen wir uns im Kurs „Global Perspectives“ unter anderem mit Themen wie dem Rassismus auf der ganzen Welt oder eben auch Genoziden der Vergangenheit, dieses Mal nutzen wir die beiden Unterrichtseinheiten, um über den afrikanischen Sklavenhandel zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert zu sprechen. In einem der Videos, die wir für die Klasse anschauen sollten, wurde auch geschildert, dass es selbst heute weltweit mehr als 40 Millionen Sklaven gibt. Der Gedanke an diese Zahl ist doch sehr unangenehm, allerdings ist es doch sehr wichtig, solche Themen nie aus den Augen zu verlieren.
Neben der Uni dreht sich nun natürlich wieder so einiges um mein neues Auto. So wie jeder Student, der mit dem Auto zur Uni fährt, muss auch ich eine Parkgenehmigung beantragen. In der Maytum Hall, dem Verwaltungsgebäude auf dem Campus, bekomme ich für das Winter- und Frühlingssemester meinen Sticker, den ich nun am Auto anbringen muss. Zwar bin ich im Frühling schon kein Student mehr, meine Freunde will ich hier aber natürlich trotzdem hin und wieder besuchen.
Gleich nach der Beantragung kann ich im Laufe der Woche nun auch noch einen Irrglauben beseitigen, den ich bisher von den USA hatte: Man muss zwar an den Tanksäulen seine Karte schon vor dem Tankvorgang einstecken, allerdings wird dabei NICHT die zu tankende Menge an Benzin vorher eingestellt. Das Benzin in den USA ist ungefähr um das dreifache günstiger als sein deutsches Pendant, da wäre es doch jetzt wirklich von Vorteil, wenn man einen spritsparenden Wagen fahren würde..
Nachdem ich im August bereits die schriftliche Prüfung für meinen New Yorker Führerschein bestanden habe, stand für mich endlich der nächste Teil auf dem Programm. An der High School in Dunkirk fand der fünfstündige Vorbereitungskurs auf die praktische Prüfung statt. Der komplette Kurs wurde von einem Lehrer der Schule geleitet und bestand aus Powerpoint-Präsentationen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Auffällig an dem Kurs war definitiv, dass die Teilnehmer nicht nur Teenager, sondern auch Leute im fortgeschrittenen Alter waren. Ebenfalls älter waren die Lehrfilme, die wir uns im Verlauf der beiden Tage angesehen haben (sobald man Christopher Reeves in einem Film entdeckt kann man sich sicher sein, dass das Material mindestens aus den frühen 90ern stammt). Nach Abschluss des Kurses erhielt ich ein Zertifikat, mit dem ich einen Termin für meine Fahrprüfung organisieren konnte. Ich mache mir jetzt erstmal für den 24.10. ein fettes Kreuz in den Kalender!
Am Freitag nutze ich die Zeit nach meinem einzigen Kurs, um mal wieder mit dem Fahrrad in die Innenstadt zu fahren. Der gesamte Ort macht heute den Eindruck, als entstamme er einem Hollywoodfilm. Da mein Barber noch in der Mittagspause ist, setze ich mich erstmal in den Park, um das rege Treiben der Einwohner zu beobachten. Anschließend laufe ich noch etwas durch die Straßen und entdecke dabei etwas, was zunächst sehr skurril wirkt. Eine der örtlichen Banken hat neben der Filiale noch einen Drive-In-Schalter, an dem man Geld abheben kann. Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht (denkt man zumindest)!
Der September neigt sich mit dem Wochenende seinem Ende zu, was aber nicht bedeutet, dass man auf der faulen Haut rumliegen sollte. Gemeinsam mit vielen weiteren internationalen Studenten stand ein Besuch der Walden Galleria, einer Shoppingmall in Buffalo, auf dem Plan. Da die beiden Transporter bereits bis auf den letzten Platz voll sind, bin ich mit meinem Wagen ebenfalls als Fahrer eingesprungen. Zusammen mit Sammi und Rachel konnte es zur Mall losgehen!
Wie groß die Mall genau ist kann ich nicht sagen, vermutlich übertrifft sie aber die Größe der Einkaufszentren in der Bremer Region. Wir konzentrierten uns zunächst auf einige Sportläden, um anschließend noch Läden wie H&M, Hollister oder Urban Outfitters aufzusuchen. Im Anschluss an unseren Besuch der Galleria fuhren wir weiter zum Asia Food Market, dem zweiten Ziel auf unserer Liste. Sammi und Rachel sind in dem Laden richtig aufgegangen, schließlich entdeckten sie nach und nach immer mehr Marken, die sie aus ihrer Heimat kennen. Ich konnte zwar die meisten Packungen nicht lesen, habe aber trotzdem mir bekannte Produkte gefunden. Witzigerweise haben wir drei während des gesamten Nachmittages keinen einzigen anderen Studenten gesehen, was unter anderem an der etwas komplizierten Parksituation an der Mall lag. Ganz egal, wir wissen jetzt schon, dass wir eine solche Fahrt auf jeden Fall wiederholen werden!
Bis bald,
Euer Leander