Krass. Erst jetzt kann ich mich dazu aufraffen, meinen letzten Blogeintrag zu posten. Leute, es war nicht einfach sag ich euch.
Es ist Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Es kommt mir wie gestern vor, als ich mit Christian bei 47 Grad 6 Stunden lang durch die Wüste fuhr – bangend, dass die Reifen platzen. Mindestens 1.000-mal hab ich mir seitdem meine USA Bilder angeschaut. Ein Foto Buch gebastelt. Ein Video geschnitten. Mindestens 2.000-mal vor ‚Heimweh‘ geweint. Es war nicht einfach.
Anfangs ging es mir dreckig, ich hatte keine Lust mehr, wusste auf einmal garnichtmehr wer ich bin, quasi zerrissen zwischen zwei Kulturen. „Ach, du hast dich ja gar nicht verändert.“, „Ich finde, du bist noch die Gleiche.“ – Aua. Lächeln.
In der Theorie wurden wir sehr gut auf diese Situation vorbereitet: „Reverse Culture Shock“. Aber in der Praxis war es gar nicht so leicht, sich mit den ungewohnten Gefühlen der Ungewohntheit und des Nicht-Reinpassens auseinanderzusetzen. Oft fühlte ich mich alleine, so, als würde ich nicht dazugehören. Ich verglich jedes Detail mit meinen Erfahrungen in den USA – natürlich war alles besser dort! Ich hatte das Gefühl, ich ging meinen Mitmenschen mit meinem andauernden Gerede über die USA auf die Nerven. Aber ich musste meine Erinnerungen einfach teilen! Ich fühlte mich verloren. Wusste nicht wohin mit mir – ich wollte einfach zurück. Immer und immer wieder fiel ich in dieses dunkle Loch. Die schlechten Gedanken krochen vor allem abends in meinen Kopf, sodass manchmal einfach ein Frusttelefonat mit meinen Freunden vom PPP sein musste. Ein wahrer Segen. Menschen, die das gleiche wie du durchmachen und verstehen, wie du dich fühlst ist ein wahrer Segen. Hatte ich dies und jenes wirklich erlebt? Habe ich mich dieses und jenes wirklich getraut? Krass, was ein Jahr Ausland mit einem macht.
Als ich meine Eltern in der Ankunftshalle in Frankfurt wiedersah, konnte ich nicht glauben, dass DAS Jahr meines Lebens zu Ende war. Aber es war EIN Jahr meines Lebens. Ich war neugierig, was das Nächste wohl bringen würde. Doch bis 2020 waren es noch ca. 4 Monate. In diesen Monaten traf ich mich mit meinen lieben Freunden, besuchte Familie, reiste ein bisschen durch Deutschland und begann, im September die Berufsoberschule in Schweinfurt zu besuchen – also Fachabitur. Es stellte sich heraus, dass dies eine riesige Herausforderung darstellte. Ich war komplett überfordert – teilweise kurz davor abzubrechen und aufzugeben. Aber die anfänglich weniger guten Noten wurden dann schnell wieder besser und ich begann, Fuß zu fassen – mit vielen guten Zusprüchen meiner Eltern und Freunden. Und nicht nur in der Schule kam ich langsam wieder auf die Beine. Ich begann, wieder ins Fitnessstudio zu gehen, in meiner Kirche zu singen, gemeinsam mit Freunden gründeten wir „Bible Studies and Coffee“ – angelehnt an die liebgewonnenen Bible Studies mit meiner Freundin Meredith aus Rome. Ich bin Trauzeugin für meine beste Freundin und traf mich bereits dreimal mit Freunden vom PPP. Und jedes Mal konnten wir nicht genug davon bekommen, uns gegenseitig von unseren Erlebnissen zu erzählen. Es war egal, wie oft man die Geschichten bereits gehört hatte.
Danke an alle, die diesen Weg mit mir gegangen sind – vorher, währenddessen und danach. Hört sich vielleicht etwas bekloppt an aber, seriously, ich bin echt dankbar. (Ich weiß gar nicht, wie ich das alles in Worten beschreiben soll.) Einfach Danke.
Gerade eben schrieb ich meiner Gastmutter eine WhatsApp: Hey, morgen buche ich Flüge nach Atlanta!
Es geht weiter und ich kanns kaum erwarten.
Lena out. 🙂