Eigentlich dachte ich, dass mein Job an der Kasse „easy going“ sein wird, und es abgesehen von den Nummern für Obst, Gemüse und Backwaren, welche ich mir größtenteils immer noch nicht merken kann, keine Herausforderungen geben wird. Das wäre auch wirklich so, wenn die Amerikaner nicht so besessen von verschiedensten Möglichkeiten zu sparen wären.
Es gibt natürlich die üblichen Rabatte und Angebote, die wir auch aus Deutschland kennen, welche automatisch vom Kassensystem bearbeitet werden, sobald ich entsprechende Produkte scanne. Aber ganz so einfach ist es nicht immer, viele dieser Angebote gibt es nur mit einer Mitgliedskarte, welche man vor Abschluss der Transaktion scannen muss. Wenn dem Kunden erst anschließend einfällt, dass er seine Karte nutzen könnte, muss ich den kompletten Vorgang wiederholen, also alle Lebensmittel wieder auspacken und nochmal von vorne beginnen. Außerdem haben wir keine eigene Clubkarte, sondern die unserer Headcompany, was auch immer wieder für Verwirrung sorgt.
Weitere Rabatte gibts durch Coupons und zeitweise auch durch Zusatzangebote, wie zum Beispiel Monopoly Karten, welche man für seinen Einkauf bekommt. Die Coupons können in Papierform (aus den eigenen Katalogen oder Zeitungen) oder digital über die App genutzt werden. Hierbei gibt es wieder verschiedene Probleme, manchmal gilt ein Coupon nur für ein spezifisches Produkt einer bestimmten Marke, Handelscoupons funktionieren nicht, oder der Strichcode ist zerstört. Des weiteren werden digitale Coupons nur erkannt, wenn man diese auf eine bestimmte Liste in der App setzt und seine Handynummer während der Transaktion übermittelt.
Teilweise kaufen die Kunden sogar entsprechend ein. Das heißt, sie haben einen Coupon für Eier und noch einen für Gala Äpfel, dann noch zwei Monopoly Tickets für freie Donuts, also werden nur diese Sachen gekauft. Man kann sich vorstellen, wie genau beim Scannen an der Kasse die Auflistung der Preise auf dem Bildschirm mitverfolgt wird. Und wenn der Kunde Honey Crisp Äpfel ausgewählt hat, wofür der Coupon natürlich nicht gilt, weißt er mich direkt darauf hin, dass der Preis nicht passt.
Was auch immer nun genau das Problem ist, der Einkäufer möchte den Rabatt natürlich trotzdem haben. Da Kunden in den Supermärkten in den USA völlig anders als in Deutschland behandelt werden, muss ich grundsätzlich manuell versuchen, die geforderten Rabatte über das System zu ermöglichen, was nicht so einfach ist.
Teilweise gibt es auch Rabatte auf bestimmte Produkte, welche sehr beliebt sind, besonders Softdrinks und Eis ist dann schnell mal ausverkauft. Da der berühmte Satz „solange der Vorrat reicht“, hier nicht so ernst genommen wird, verlangen viele Kunden, den Rabatt auch noch in einer Woche zu bekommen, sobald das Produkt wieder verfügbar ist. Dann muss ich einen Rain Check dafür ausfüllen, eine Bestätigung, das Produkt günstiger zu bekommen, welche der Kunde dann zu einem späteren Zeitpunkt vorweisen kann. Allerdings wird dann natürlich der Rabatt beim Scannen nicht mehr automatisch abgezogen, da das Angebot in der Vergangenheit liegt, und die ganze manuelle Operation geht von vorne los.
Durch die Registrierung online kann man auch Gas Points sammeln, um beim Tanken zu sparen. Diese Option ist zumindest für mich nicht so kompliziert, da ich nur danach fragen muss. Etwas umständlicher wird es bei Programmen wie WIC und SNAP, diese unterstützen einkommensschwache Personen oder Familien durch Rabatte auf Lebensmittel. Manchmal muss man nur die 10 Cent, die die Papiertüte gekostet hat, ausbuchen, aber manchmal ist es auch ein langwieriges Verfahren. Zum Beispiel beim WIC Programm bekommen die Personen einen Check mit sehr genauen Angaben zu den geförderten Produkten, unter anderem spielt Konsistenz, Gewicht und Herstellungsland eine Rolle. Sobald ein Aspekt nicht passt, muss man dem Kunden erklären, dass der Check nicht funktionieren wird, wenn er nicht das Produkt, exakt wie beschrieben, kauft. Dann läuft der Kunde los und sucht dieses im Laden und alle anderen Personen warten.
Das sind so die häufigsten Umstände im Tagesgeschäft, und ich bin sehr froh, so nette Kollegen zu haben, welche kein Problem damit haben, mir wieder und wieder zu helfen.
Da man in den USA an der Kasse im Supermarkt nicht nur scannt, sondern die Produkte auch selbst in Tüten packt, ist es motorisch gesehen nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen, und trotzdem schnell zu sein. Ich werde besser, aber dennoch werde ich nie wieder genervt sein, wenn ich mal wieder in einem Supermarkt warten muss.
Zwei-Dollar-Scheine, wie auch Ein-Dollar-bzw. Fünfzig-Cent-Münzen habe ich vorher nie gesehen.