The Land Of Unlimited Opportunities

35. CBYX/ PPP

36th … auf Jobsuche

Nach dem Workshop ging es wieder zurück zu meiner ursprünglichen Platzierung in Seattle, Washington State. Nachdem ich nun einige Wochen in einer „normalen“ Familie gelebt habe, hatte ich sehr wenig Motivation auf vier weitere Monate im Messy-Hauhalt, und den – sagen wir mal – interessanten Charakteren meiner Hostfamily. Die meisten meiner Freunde vom College sind weggezogen und ich habe noch keinen Job, also wenige positive Aussichten im verregneten Lake Forest Park.

Meine neunzehn-stündige Reise über Nacht hat auch nichts an dieser, zugegeben, negativen Einstellung geändert. Endlich angekommen habe ich erstmal meine neue japanische Mitbewohnerin Yui kennengelernt und dann geschlafen. Abends sind wir bowlen gegangen und ich habe mich mental auf die unvermeidliche Jobsuche, beginnend am nächsten Tag, vorbereitet. Es ist natürlich schön, immer auszuschlafen, und viel Zeit für Papierkram, Netflix, Social Media usw. zu haben, aber es fühlt sich auch komisch an, nur so in den Tag hineinzuleben. Außerdem ist die Region Seattle sehr teuer, das Bowling am vorigen Tag hat zum Beispiel ohne jegliches Getränk jeweils 16 Dollar gekostet. Und durch meine Leidenschaft zu reisen, und auch meine Kaffeesucht, geht das Geld recht schnell zuneige.

Da es kaum möglich ist, so kurzfristig ein bezahltes Praktikum zu finden, habe ich beschlossen, einen einfachen Job in einem Restaurant oder Supermarkt zu suchen. Dadurch bekomme ich auch Arbeitserfahrung in den USA und verdiene Geld, außerdem hatte ich mein Highlight bereits durch das Praktikum im Congress. Des weiteren bräuchte ich dann keine drei Stunden täglich im Bus verbringen, um nach Downtown Seattle zu kommen, sondern kann diese Zeit besser nutzen.

So machte ich mich jeden Tag auf; lief zum Town Center von Lake Forest Park, zu nahe gelegenen Restaurants und Firmen, oder zur Mall in Shoreline, und fragte die Mitarbeiter nach offenen Stellen. Meistens gaben sie mir einen Bewerbungsbogen oder erklärten mir, wie ich mich online bewerben kann. Manchmal reicht es auch schon, den Lebenslauf in Papierform abzugeben. Danach geht allerdings der langwierige und sehr nervtötende Kampf los. Die Bewerbungen sind natürlich auf Amerikaner ausgerichtet, man versucht also, eine logische Alternative derer Abschlüsse usw. zu finden, teilweise existiert „Germany“ nicht in den obligatorischen Auswahlboxen, und so weiter, dadurch zieht sich das teilweise ewig hin.

Sobald die Bewerbung durch ist, bekommt man entweder eine Bestätigung per Mail oder eine mündliche Aussage, dass sich jemand melden wird. Aber da passiert nichts, absolut nichts. Ich hatte mich nach einer Woche sicherlich auf dreißig offene Stellen beworben, doch ich bekam keine einzige Antwort. Hier ist es nämlich üblich, proaktiv zu handeln. Das bedeutet, zwei Tage nach dem Bewerben muss man anrufen oder nochmal vorbeikommen. Häufig ist der verantwortliche Mitarbeiter oder Manager nicht da, doch ein anderer verspricht, deine Anfrage weiterzugeben. Oder man erreicht tatsächlich mal den Manager, dann erklärt dieser, er würde im laufe der Woche die eingegangenen Bewerbungen checken und sich melden. Doch nicht überraschend, keiner meldet sich. So geht das ewig hin und her, ich habe mich gefühlt wie bei einer Fuchsjagd, bei der kein Fuchsschwanz existiert.

Zum Beispiel hatte ich mich in einem Restaurant beworben, zwei Tage später rief ich dort an und bekam die Info, dass ich dem Besitzer zusätzlich eine Mail schreiben soll, seine Daten seien online. Online war allerdings keine einzige Mail-Adresse des Restaurants, also ging ich zwei Tage später nochmal vorbei, um nach danach zu fragen. Da meinte eine andere Mitarbeiterin, dass er überhaupt keine E-Mail Adresse hätte. Und ich dachte nur so: „Oh man…wirklich jetzt?“ Also hinterließ ich meine Daten erneut, mit der Bitte, diese weiterzugeben und mich anzurufen. Der Manager war natürlich wieder nicht da. Ich habe nie wieder etwas von Ihnen gehört, obwohl dort zwei neue Mitarbeiter gesucht wurden.

Ungefähr so lief es mit jeder Bewerbung ab, man muss richtig viel machen, um überhaupt bemerkt zu werden. Nach einer Woche war ich schon sehr trainiert am Telefon – haha. Einmal hatte ich Glück, nach zwei Besuchen und zwei Anrufen im lokalen Supermarkt ging ich dort erneut vorbei und traf nicht nur auf den Hiring Manager, sondern sogar auf den Store Director. Schon nachdem ich eine Minute mit ihm geredet hatte, hat er mich zu einer weiteren Managerin ins Büro gebracht, und Ihr erklärt, dass ich mich online beworben habe, und dass ich flexibel einsetzbar bin. Ich habe gleich gemerkt, dass er Leute braucht, und es scheinbar wenige gibt, welche keine zeitlichen Einschränkungen haben. Am nächsten Tag hatte ich das Interview und am selben Nachmittag bekam ich einen Anruf – Eine Zusage, ich hab die Stelle bekommen!

Man muss wohl einfach an die richtige Person geraten. Schade, dass mir das erst nach 1,5 Wochen gelungen ist, ich hätte mir gerne diesen Stress erspart. Vermutlich ist es auch einfacher, wenn man Connections hat, doch das ist bei mir nicht der Fall, da weder meine Hosts, noch mein College-Koordinator hierbei helfen. Und meine Freunde suchen eher selbst Jobs anstatt welche anzubieten. Nachdem ich die Zusage hatte, bin ich direkt an den Strand gegangen, um das ungewöhnlich gute Wetter auszunutzen.

Auf dem Weg zum Strand (Golden Gates Park, Seattle)

Super klare Sicht auf die schneebedeckten Berge im Hintergrund

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