Ich muss zugeben, dass ich meine Jobsuche in den USA eher gemäßigt angegangen bin. Immerhin waren noch fast fünf Monate Zeit, einen Job zu finden, nachdem ich in Seattle angekommen bin. Allerdings verging die Zeit dann doch ziemlich schnell und ich habe die ersten Bewerbungen dann mal Ende September rausgeschickt. Kurz darauf kam die Mail von Max, dass wir uns für das Congressional Internship Program bewerben können. Das CIP ist ein sechswöchiges Praktikum im House of Parliament für fünf Teilnehmer unseres Jahrganges. Um dafür das – ziemlich ausführliche – Motivation-Schreiben zu verfassen, habe ich dann die Suche für den „eigentlichen“ Job auch wieder verschoben.
Doch das hat sich gelohnt, ich bekam die Chance auf ein Telefoninterview mit Amanda und Max, und anschließend die Zusage. Ich habe einen der begehrten Plätze erhalten!
Diese Dinge haben sich nun schon vor Monaten abgespielt, inzwischen hatte ich ein weiteres Interview mit zwei Mitarbeitern des Büros eines Congress-Abgeordneten, für welchen ich nun arbeiten darf. Ich bin bereits seit Freitag in Washington D.C., und freue mich so sehr darüber, diese Chance bekommen zu haben!
Für eine Stelle für das Langzeitpraktikum war ich allerdings bisher überhaupt nicht erfolgreich. Es sollte ein berufsbezogenes Praktikum für drei Monate ab dem 11. März sein – doch selbst in einer Großstadt wie Seattle gibt es dafür keinerlei Stellenausschreibungen. Deshalb habe ich mich vor allem auf Praktika mit offenen Zeiträumen oder welchen im Sommer beworben. Ein Praktikum bei Amazon, Google oder Microsoft wäre schon ziemlich cool. Meistens fehlen mir allerdings schon die Voraussetzungen. Da die High School in den USA sehr einfach ist, kann man damit nicht direkt ins Berufsleben einsteigen, das duale Ausbidungssystem gibt es hier nicht. Deshalb studiert eigentlich jeder, der im Büro arbeiten will. Aus diesem Grund werden nur Bewerber akzeptiert, welche momentan auf einen Bachelor hinarbeiten.
Meine Ausbildung ist mindestens genauso viel wert, und nachdem ich erlebt habe, wie einfach das Studium hier ist, eher sogar mehr. Zusätzlich habe ich bereits Arbeitserfahrung, doch das alles zu erklären ist schwierig. Ausserdem wissen die HR Leute auch, dass mehr Arbeit ansteht, sobald sie jemanden einstellen, der nicht Amerikanischen Staatsbürger ist, und keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung (Green Card) hat. Trotzdem wollte ich es versuchen, aber keine Chance – deshalb bin ich inzwischen auf normale Jobs umgestiegen, was die Sache auch nicht einfacher macht.
Denn erstens sind alle ausgeschriebenen Stellen für sofort, da es keine Kündigungsfrist oder ähnliches gibt – „hire and fire“ ist die Devise. Ich kann jedoch erst in zwei Monaten anfangen. Und zweitens, wer stellt jemanden ein, der nur gut drei Monate bleiben wird? Dass es nur ein begrenzter Zeitraum ist, wissen die Unternehmen spätestens, wenn die Fragen nach Aufenthalts-und Arbeitserlaubnis kommen. Ich hatte bisher nicht das Glück, dass daran nicht gedacht wurde.
Weil mich der Misserfolg auf Dauer etwas frustriert hat, habe ich eine kurze Bewerbungspause eingelegt und bin spontan für zwei Tage nach Denver geflogen. Entweder es ergibt sich noch etwas auf die Schnelle, oder ich werde von D.C. aus weiter nach einer Stelle suchen.