Woran denkst du bei der Stadt Detroit im Bundesstaat Michigan?
Autos? Kriminalität? Vielleicht hast du auch den Film 8 Mile mit Eminem gesehen? Zugegeben, mein Wissen über Detroit bestand ausschließlich aus dem Film.
Am Freitag auf der Arbeit kurz vor Feierabend kam eine E-Mail mit der Aufforderung zum Einchecken. Zuerst war ich verwirrt. Ich fliege doch erst am Sonntag nach Detroit für die Wirtschaftsprüfung von Montag bis Mittwoch mit der Arbeit. Der Flug war doch noch länger als 24 Stunden hin? Ich hatte da so eine Vermutung. Und ein Blick in die Buchungsbestätigung gab dem recht. Warum muss man auch dieselbe Buchungsnummer für den gleichen Flug zur selben Zeit nur an unterschiedlichen Tagen benutzen? Den Flug hatte ich versehentlich für Samstag statt Sonntag gebucht. Die bisherige Wochenendplanung schnell über Bord geworfen, suchte ich am nächsten Morgen nach einem Hostel, packte meinen Koffer und losging es. Ohne viel Erwartungen und ohne Plan. Das beste Rezept für Abenteuer wie ich die letzten Monate gelernt habe.
Ein Blick aus dem Flieger lässt vermuten: es wird kalt!!
Raus aus dem Flughafen, Mütze und Schal, und ab in den Bus für $2. Entlang der Michigan Avenue Richtung Downtown. Zuerst viele verlassene Häuser, leerstehende Geschäfte, Mull. Nach der Immobilienkrise 2008 in den USA habe viele Menschen die Stadt verlassen. Die Wirtschaft brach ein. Und die Häuser verfielen immer mehr. Doch je näher wir Richtung Zentrum fuhren, konnte man Veränderung sehen. Die Häuser sahen besser aus, Restaurants, Cafes, und dann tauchte die Skyline in der Ferne auf.
Schnell den Koffer im Hostel abgeliefert und ein Uber nach Downtown bestellt. Im Flieger habe ich die zwei Stunden genutzt, um nach Veranstaltungen für den Abend zu schauen. Mein erstes Ziel war deshalb das Opera House Detroit. Auf Google habe ich von einem Konzert unter anderem mit Lord Huron gelesen. Das ich über den Namen stolperte, liegt an dem Lied The night we met bekannt aus der Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht. Ich versuchte also mein Glück an der Abendkasse, wurde aber sofort enttäuscht. Die Restkarten kosteten um die $70-100. Ich war schon wieder auf den Weg zurück in die Kälte, als mich die Dame zurückrief. Are you alone? Ich nickte und war überrascht, als sie mir eine Karte in die Hand drückte. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sagte ich ihr nicht nur einmal DANKE! Ich konnte mein Glück nicht fassen.
Noch kurz googeln, wo ich denn jetzt hier überhaupt genau gelandet war: Live From Here ist eine Varieté Radio Show von und mit Chris Thile. Aufgenommen vor Live-Publikum wird 2.5 Stunden Musik und Comedy mit verschiedensten Musikern gemacht. Gute Stimmung, viel gelacht und entspannte Musik.
Danach bin ich noch etwas in der Stadt rum gelaufen.
Gurke aus der Tüte von der Tanke. Okay?
Mit genug Eindrücken und Stoff zum Träumen, war ich bereit zurück zum Hostel zu fahren. Und jeder, der schon mal in einem Hostel geschlafen hat weiß, dass es definitiv kein Ort ist, um keine Leute kennenzulernen. So saß ich wenig später mit zwei Kanadiern, zwei Deutschen Au-Pairs und einer Amerikanerin am Tisch und wir spielten Karten und Schwups: drei Uhr Nachts.
Für den nächsten Morgen haben wir uns gemeinsam für einen Abenteuertrip verabredet. Erstes Ausflugsziel: das Lee Plaza Hotel. Das 15 Stockwerke hohe Luxushotel wurde 1928 eröffnet. Als das Wohnen in einem Hotel jedoch weniger modern wurde, funktionierte man das Gebäude in ein Altersheim um. Wenig später musste es wegen Steuerschulden geschlossen werden. Zeit und Vandalismus haben es zu einer Ruine werden lassen, die es sich nicht mehr lohnt zu restaurieren. Dass ich meine Kamera nicht mitgenommen habe, hat mich an dem Tag nicht nur einmal geärgert. Zum Glück geben Handys vieles her. Unter anderem auch eine Taschenlampe, die nötig war.
in dem ehemaligen Tanzraum stand vor kurzem noch ein verrottetes Klavier, das jedoch in die Luft gesprengt wurde. Jetzt ist nur noch ein Loch in der Decke übrig.
Je weiter wir nach oben gingen, desto zerstörter waren die Flure und Zimmer
auf dem Dach
Nächstes Ziel: ein altes Fabrikgebäude
Und das letzte Ziel: eine verlassene Kirche. Betreten Verboten. Videoüberwachung. Deshalb nur Bilder von außen.
der Wind pfiff durch das Haus und wehte den Geruch der Zeit aus den zerbrochenen Fenstern. Alt und morsch.
Abenteurer-Selfie
Fazit: uns alle hat man zuvor gefragt, was wir denn in Detroit wollen? Dort gibt es doch nichts zu sehen. Glaubt nicht immer, was ihr hört, bevor ihr es nicht mit eigenen Augen gesehen habt. Denn nicht alles entspricht der Wahrheit. Macht euch selber einen Eindruck von der Welt.